Die Hagelgilde mit Sitz in Sierksdorf feierte ihr Jubiläum. Dem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gehören 3100 Landwirte an
SIERKSDORF/PRONSTORF
Sie ist weltweit die zweitälteste ihrer Art und feierte jetzt ihr 200-jähriges Bestehen: Die Hagelgilde mit Sitz auf Gut Altona bei Sierksdorf. In dem „Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“ haben sich etwa 3100 Landwirte, hauptsächlich aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, gegen die Unbilden des Wetters abgesichert. Derzeit sind bei der Gilde Werte in Höhe von 680 Millionen Euro versichert. Etwa 200 geladene Gäste kamen zur Festveranstaltung auf Gut Pronstorf (Kreis Segeberg), darunter Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Torsten Geerdts, der Präsident der Landwirtschafskammer Schleswig-Holstein, Claus Heller, sowie die Präsidenten der Bauernverbände aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Werner Schwarz und Rainer Tietböhl. Eingefunden hatten sich auch der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft aus Berlin, Rolf-Peter Hoenen, und der geschäftsführende Vorstand des Verbands der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, Jürgen Scheel. Die Hagelgilde wurde 1811 unter dem Namen „Hagel Assecuranz Gesellschaft“ als Selbsthilfeeinrichtung von Landwirten für Landwirte gegründet, erklärte Vorstandsvorsitzender Henning Pfitzner. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern gebe es eine Hagelversicherung, die noch älter sei. Bis vor vier Jahren sicherte die Gilde ausschließlich das Risiko Hagelschlag ab.
Ausnahme beim Mais
Mittlerweile gibt es eine Ausnahme: Seit vier Jahren wird auch Mais gegen Sturmschäden versichert, erklärte Pfitzner. Hintergrund dieser Neuerung seien die stark ausgeweiteten Anbauflächen für Biogasanlagen, was eine flächendeckende Nachfrage nach einer Hagelversicherung ausgelöst habe. Denn die Betriebe seien dringend auf eine nahe gelegene Ernte angewiesen. Immer noch zähle der Gegenseitigkeitsgedanke zu den bestimmenden Größen, erklärte Pfitzner. Das bedeute, in Jahren mit vielen Schäden zahlten alle Mitglieder etwas mehr Prämie, in schadensarmen Jahren etwas weniger. 2010 lagen die Prämien bei 2,5 Millionen Euro, im Gegenzug wurden Schäden von 1,9 Millionen Euro beglichen.
Rekordschaden im Jahr 2005
Das „teuerste“ Jahr war bislang 2005, als eine breite Unwetterfront zu einem Rekordschaden
von vier Millionen Euro führte. Gegen solche Fälle hat sich die Gilde ihrerseits bei einer Rückversicherung abgesichert, um die Prämien für ihre Mitglieder auch bei solchen Ausnahmefällen in Grenzen halten zu können. Komme es zu Hagelschäden, greife der Versicherungsverein auf eine Gruppe von mehr als 200 ehrenamtlichen Sachverständigen zurück, die aus dem Kreis der versicherten Betriebe für ihre Berufskollegen die Schadensregulierung vornähmen. Ebenfalls ehrenamtlich tätig sind die Vorsteher der 30 Destrikte. „Nur mit ihrem Einsatz ist es möglich, über 200 Jahre zu bestehen, ein kontinuierliches Wachstum zu erreichen und den Mitgliedern im Schadensfall schnelle und objektive Hilfe zukommen zu lassen“, würdigte Pfitzner das ehrenamtliche Engagement der Sachverständigen und Destriktsvorsteher in der Hagelgilde. Hauptamtlich beschäftigt sind lediglich zwei Vorstandsmitglieder und zwei Mitarbeiter im Außendienst. Von den 3100 versicherten Betrieben mit einer Fläche von rund 430 000 Hektar kommen derzeit 2500 aus Schleswig-Holstein. Auf sie entfällt eine Fläche von etwa 208 000 Hektar, was einem Anteil an den gesamten versicherbaren Flächen von 34 Prozent entspricht. Fast ebenso groß ist die versicherte Fläche in Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 205 000 Hektar (20 Prozent Anteil), weitere 16 000 Hektar seien in Brandenburg versichert.
Von Weizen bis Tabak
Den größten Anteil macht dabei nach Angaben der Hagelgilde mit 182 000 Hektar der Anbau von Weizen aus, es folgen Raps (97 000 ha), Gerste (44 000 ha) und Mais (63 000 ha). Eher zu den Exoten gehören dagegen Kohl mit lediglich 660 Hektar, Erdbeeren (180 ha) und Tabak (48 ha).
www.hagelgilde.de
Bernd Schröder
Quelle: Ostholsteiner Anzeiger, 01. Juli 2011